Es ist leicht bewölkt. Mit uns sind heute zwei weitere Touristen, drei Einheimische, sowie einige Kartonkisten mit gefrorenem Hühnerfleisch im Paradies gelandet. Die Piloten sind bereits dabei das Gepäck auszuladen, während unsere Gastgeberin Jackey mit vier Blumenketten in der Hand am Rollfeld steht und uns herzlich zuwinkt. Der Flughafen, ein schlichtes Gebäude, das die besten Jahre bereits hinter sich hat. Die Farben sind verblasst, der Schriftzug kaum noch lesbar.
Wir sind auf Atiu – einem kleinen Eiland, mitten im pazifischen Ozean. Auf der nur gerade 27 Quadratkilometer kleinen Südseeinsel leben heute noch knapp 400 Einwohner in fünf Dörfern. Es gibt nicht viel auf Atiu. Die Einheimischen können nicht verstehen, warum man hier überhaupt Urlaub macht. Nebst zwei winzigen Läden gibt es eine Bäckerei, ein Bankschalter, ein Polizeiposten und vier Kirchen. Kein Spital. Es hat einen Zahnarzt und eine Krankenschwester, die sich um das gesundheitliche Wohl der Insulaner kümmern. Man bleibt hier nicht lange unbemerkt. Man kennt sich und winkt auch uns stets lächelnd zu. Üppiger Regenwald mit spektakulären Höhlen im Inselinnern, an der Küste schroffe Klippen aus versteinerter Lava. Eine 20 Kilometer lange unbefestigte Strasse, die eher einem Naturpfad gleicht, führt rund um die Insel durch unberührte Küstenlandschaft von einzigartiger Schönheit.
Wir durchqueren mit dem Roller dichte Palmenwälder. Spektakulär, langsam und holprig. Gelegentlich muss man den Kopf einziehen und vorsichtig grossen Kokosnüssen und Steinen ausweichen. Keine Schilder, keine Wegweiser. Immer wieder zweigen kleine Trampelpfade in Richtung Meer ab. Einsame Buchten, menschenleere Strände, weisser Sand, kristallklares Wasser, schroffe Felsen, Korallengestein. Wir begegnen auf unserer Inselumrundung weder einem Fahrzeug noch einer Menschenseele. Die einzigen die uns neugierig mustern sind Ziegen mit ihren Jungtieren, die inmitten von herumliegenden Kokosnüssen und Palmenblättern nach etwas Essbarem suchen.
Pure, wunderschöne, wilde Natur. Herzliche Gastfreundschaft. Freiheit, Gelassenheit, Ruhe und absoluter Minimalismus – eine einzigartige Erfahrung, die ich nie vergessen werde.


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